Podcastfolge #30 Reflektion und Politischer Aktivismus

Online Aktivismus, Politik, Selbstreflektion: Was hat das mit Yoga zutun? Kerstin Thost erklärt uns, warum es wichtig ist, sich mit den eigenen Privilegien auseinanderzusetzen. Höre dir gerne diese spannende Folge an.

Politischer Aktivismus und Selbstreflektion: Yoga und Politik mit Kerstin Thost

Kerstin Thost hat Kulturwissenschaft studiert und ist für ihren Aktivismus für feministische Themen und Antidiskriminierung auf Instagram unter den Yogis schon sehr bekannt.

Lange wusste Kerstin nicht, ob sich Yoga und Politik vereinbaren lassen, doch mittlerweile nutzt sie ihre Stimme, um ihre Standpunkte ihren Followern authentisch, ehrlich und den eigenen Erfahrungen nach zu vermitteln.

Kerstin hilft uns, zu verstehen, wie man online Standpunkte beziehen kann und warum es wichtig ist, sich für seine Ideale und Werte über das Internet und die sozialen Medien einzusetzen.

Vor allem während der Corona Pandemie und der “Black Lives Matter” Bewegung, wurden viele Menschen gezwungen, sich mit den eigenen Privilegien und politischen Themen auseinanderzusetzen.

Dass der Online Aktivismus deshalb so wichtig ist, liegt auch zum Teil daran, dass man während des Lockdowns nicht wie üblicherweise auf die Straße gehen konnte, um zu protestieren und an Demonstrationen teilzunehmen.

‍Als Yogalehrer:in online positionieren

Kerstin sagt, viele Menschen wollen gerne helfen, aber wissen nicht genau wie, und fangen dann an, wichtige Posts und Inhalte auf zB.Instagram zu teilen.

Das ist natürlich gut, aber der Aktivismus soll dort nicht aufhören. Und man sollte auch den Inhalt zurückverfolgen, zum Ursprung, zum Problem der Person oder des Accounts, die den Inhalt erstellt hat. Denn so unterstützt man nicht nur den Inhalt, sondern den Account, der sich damit auseinandersetzt.

Es ist auch wichtig, dass man Einzelpersonen empowered und Accounts, die sich gezielt mit bestimmten Themen befassen. Vernetzung spielt dabei eine große Rolle.

Wenn man über das bloße Teilen hinausgehen möchte, sollte man darauf achten, dass man seinen Instagram Feed diversifiziert.

Denn der Instagram Algorithmus teilt die Inhalte an die Follower, die vermutlich schon die gleichen Ideale haben wie du, oder ähnliche Ziele verfolgen. So hat man oft das Gefühl, es passiert schon viel in der Welt, jedoch steckt man zu sehr in seiner “Filter-Bubble” fest.

Deshalb gilt es, sich auch außerhalb der Zielgruppe zu vernetzen, wenn man etwas bewegen möchte. Vor allem sollte man seine Privilegien nutzen, um auf Sachen aufmerksam zu machen und Unterstützung zu leisten. Man muss auch nicht Expertin auf ALLEN Gebieten sein.

Was einem besonders am Herzen liegt, das sollte man verfolgen und sich nicht diktieren lassen von seinen Followern, wofür man sich aktiv einsetzen sollte.

Kerstin sagt, dass ein großes Thema immer noch Cancel Culture ist:

Wenn man zum Beispiel eine Person wegen seiner Ansichten “fertig macht” und schlecht darstellt, anstatt selbst etwas zu bewegen und zu verändern.

Gerade im Yoga geht es darum, GEMEINSAM das Große/Ganze zu sehen und gemeinsam die Welt zu verändern. Also statt Cancel Culture, lieber die Kultur der Solidarität verfolgen.

Anstatt also einen Shitstorm auszulösen, wenn jemand politisch nicht aktiv ist oder Querdenker Inhalte verbreitet, könnte man erstmal diese Menschen auf politische Fakten hinweisen und sich dann fragen:

Warum teilt dieser Mensch diese Meinungen/Fakten nicht bzw. warum ist er stumm und nicht aktiv?

Laut Kerstin ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien auch ein schwieriges Thema, weshalb viele Menschen sich politisch nicht engagieren.

Denn die Auseinandersetzung führt zum Teil auch dazu, dass man sich Fehler eingestehen muss, die man eventuell in der Vergangenheit gemacht hat. Und man muss sich aus der Komfortzone wegbewegen.

Aber man muss sich oft erinnern, dass es Personen gibt, die aufgrund ihrer Identität nicht entscheiden können, wie und ob sie politisch dastehen, gerade WEIL sie diskriminiert werden und dann liegt es an uns, unsere Privilegien zu nutzen und uns für diese Menschen einzusetzen.

Die Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien ist für viele Menschen ein schwieriges Thema

Und wie kann man sich jetzt eine Yogacommunity aufbauen, die sich traut, Werte zu teilen? 

Yoga und Politik ist heute nicht mehr trennbar und hat immer eine aktivistische Note: Denn Probleme können schlichtweg  nicht wegmeditiert werden.

Kerstin weist auf das Buch “Embrace Yoga’s Roots” hin, welches sich mit Yoga und Politik auseinandersetzt und sagt, dass Yoga schon immer politisch war und es auch weiterhin sein wird. Denn früher wurde Yoga oft als Praxis des sozialen Widerstands genutzt und hat Leuten die Kraft gegeben, politisch aktiv zu sein.

Kerstin hat die Erfahrung selber gemacht, dass Yoga ihr diese Kraft gibt, sich zu engagieren. Denn am Anfang ihres Aktivismus war sie sehr in der veganen Szene aktiv, was dazu führte, dass sie mit ihrer Familie nicht mehr normal reden konnte und ständig das Gefühl hatte, andere von der eigenen Meinung überzeugen zu müssen.

Das hat sie selbst nicht glücklich gemacht. Yoga als Praxis ist dann ein wertvolles Tool geworden, das einem erlaubt, durch Atemübungen/Asana/Meditation wieder in die eigene Kraft zu kommen.

Und dann ist da noch das Thema der Selbstliebe/Selbstannahme: Nach einer Yogapraxis fühlt sich Kerstin wie ein leeres Blatt, dass sich immer wieder neu und frei erfinden kann. Yoga ist also wahnsinnig politisch, obwohl es in unserer Kultur immer noch viel zu oft auf die körperlichen Haltungen reduziert wird.

Doch wenn man es schafft seinen eigenen Kern wertvoll zu betrachten, dann kann man auch andere als bedingungslos wertvoll beachten und erkennen, dass man sich gegenseitig bestärken kann.

Wie man sich dann eine Community aufbauen kann, erfolgt vor allem durch Vernetzungsarbeit In dem man Leuten folgt, Podcast Bewertungen schreibt und sich gegenseitig unterstützt.

Es gibt schon viel Mut und Kraft in der Yoga Community in politischer Hinsicht, ABER es sind noch zu wenige Menschen, die sich trauen, Yoga und Politik zu vereinen.

Zu viele Menschen sind mit der eigenen Heilung beschäftigt und können das noch nicht auf die politische Ebene verlagern.

Es ist jedoch so wichtig, dass man den “Verschwörungsyogis” nicht den Raum überlasst, wenn es zur Politik kommt. Yoga bedeutet Solidarität und Toleranz und duldet keinen Platz für Intoleranz und Diskriminierung. Kerstin sagt, wir müssen zeigen, dass es auch andere Richtungen in der Politik gibt und nicht nur die Querdenker-Schiene.

Ich habe Kerstin dann noch gefragt, wie man denn damit umgeht, wenn zum Beispiel Yogalehrer:innen oder Studios sich plötzlich als Querdenker positionieren und man dort aber seine Ausbildung abgeschlossen hat, beziehungsweise man diesen Personen eigentlich sehr nahe ist und diese einem viel bedeuten.

Kerstin empfiehlt, dass man dann erstmal schaut, was man selbst auf seinem Account ausstrahlt. Denn oft nimmt man ja aus der Ausbildung unterbewusst auch Sachen mit. Fühlen sich die Menschen auf meinem Account wohl? Dort anfangen und etwas verändern.

Und Kerstin erlebt auch, dass viele Beziehungen aus solchen Gründen abgebrochen werden. Aber wenn man sich nahe steht, dann sollte man am besten auch versuchen zu reden und der anderen Person seine Meinung zu sagen: “Das finde ich nicht in Ordnung, ich entfolge dir deshalb. Ich möchte das nicht unterstützen”.Dann sich eventuell auch fragen: Habe ich die Möglichkeit, da noch was zu sagen oder ist es aussichtslos?

Wie kann ich selber meine Einstellung noch mehr nach außen tragen, so dass sich alle wohlfühlen?

Lieber immer die eigene Werte über Geld zu stellen, ist eine gute Idee und Möglichkeit, wenn man Kund:innen wegen politischer Unstimmigkeiten zeigen möchte, dass man das nicht unterstützt.

Trotzdem hat nicht jeder hat das Privileg Kund:innen abzulehnen, die nicht mit den eigenen Idealen übereinstimmen, denn oft haben es Yogalehrer:innen aus finanzieller Sicht eh schon schwer.

Wenn man Leute ablehnt, ist es immer gut,  einen Satz dazu schreiben, WARUM man das macht, zB aus politischen Gründen oder Unvereinbarkeit von Idealen. Denn erst dann ändert sich was und die Leute verstehen, warum sie abgelehnt werden.

Es ist auch wichtig, dass man konsequent ist, denn wer es nicht ist, der verliert auch schnell die Glaubwürdigkeit.

Das tolle am Online Aktivismus ist, sagt Kerstin zum Schluss, dass es allen Leuten ermöglicht, politisch aktiv zu sein.

Denn selbst Menschen die krank sind oder aus anderen Gründen ans Bett gefesselt sind, können etwas verändern ohne sich einer großen Masse auszusetzen. Was wir mehr brauchen, ist eine bessere Vernetzung und eine gute Community, die alle Kapazitäten nutzt, um sich ehrlich mit Themen auseinanderzusetzen und etwas zu verändern.

Über diesen Link kommst du direkt zum Podcast:

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