Podcastfolge #67 Traumasensibles Yogamit Nicole Witthoefft

Nicole Witthoefft ist Kunsttherapeutin und Yogalehrerin. Mit ihrer einzigartigen Yoga Nische "traumasensibles Yoga" hilft sie traumatisierten Menschen, wieder zu sich zu finden. Wie genau ihre Arbeit ausschaut, erfährst du hier.

Über Traumasensibles Yoga und Bindungstrauma mit Nicole Witthoefft

Nicole Witthoefft ist Kunsttherapeutin und Yogalehrerin und das seit 25 Jahren.  

Diese beiden Expertisen hat sie zueinander gebracht, mit dem Wissen dass man im therapeutischen Prozess auch unbedingt den Körper mit einbeziehen muss.

Gleichzeitig spürte sie, wie sehr ihre Yogapraxis von ihrer psychologischen Schulung profitieren konnte. 

Mit dieser Kombination und ihrer eigenen Vergangenheit hat sich Nicole zum Thema “Traumasensibles Yoga” eine einzigartige Expertise aufgebaut und ist mit doppeltem Wissen und Erfahrung in diesem Feld ausgestattet. 

Zudem hat sie Fortbildungen und Online Kurse besucht, sich sehr viel mit dem Thema Bindungstrauma auseinandergesetzt und hat darin ihre Yoga Nische gefunden. 

Was genau ist traumasensibles Yoga?

Traumasensibles Yoga bedeutet, mit Yoga einen sicheren Raum zu schaffen für Menschen mit Traumaerfahrung.

Als Yogalehrer:innen wissen wir, wie heilend Yoga auf Menschen wirken kann. Doch wie sehr es helfen kann, besonders für traumatisierte Menschen, ist vielen Yogalehrer:innen oft gar nicht bewusst. 

Wir wissen als Yogalehrer:innen, dass Yoga die Einheit von Körper, Geist und Seele bedeutet, das ist uns oft klar. Gerade bei Traumata ist dieses Ziel besonders wichtig. 

Was genau bedeutet Trauma?

Wir Menschen haben alle einen neuronalen Sicherheitsmechanismus in uns.

Das ist ein sogenannter “Notfall Mechanismus”, der aktiviert wird, wenn bestimmte Situationen zu überwältigend sind. Solche Situationen können dauerhaft oder einmalig sein und treten in verschiedener Dichte und Tiefe auf.

Dieser Mechanismus löst einen sogenannten “Shortcut” im Körper auf. Normalerweise werden Informationen zum Großhirn geleitet und dort gespeichert. 

In Notfallsituationen ist dieser “Weg der Informationen zum Großhirn” aber nicht da, der Weg muss also schneller sein, da Schutz gefragt ist.

Diese Schutzreaktion wird über das autonome Nervensystem eingeleitet und ist ganz fest in der DNA verankert. Es ist der Körper, der reagiert und diese Veränderungen kann man nicht kognitiv ändern. 

Das ganze System ist dann in Alarmbereitschaft und ist durch und durch eine körperliche Reaktion, da alles im Körper aktiviert ist. Diese Reaktion kann auch später durch Trigger immer wieder erneut ausgelöst werden. 

Bei Traumata helfen Gespräche und eine sichere Bindung natürlich schon, da das Trauma aber “im Körper sitzt”, kann man nur versuchen, den Körper wieder herunterzufahren.

Und da kommt Yoga ins Spiel. Durch Wahrnehmung, Atmen, Spüren uvm kann man Sicherheitsinformationen in das System geben und dem Körper wieder Zeichen von Sicherheit signalisieren.

Über Yoga spricht man also mit dem Nervensystem. 

Was mache ich, wenn ein:e Yogaschüler:in belastende Erinnerungen in der Yogastunde erfährt?

Es hilft, dieser Person Sicherheit und Ruhe zu geben, ohne die Rolle als Yogalehrer:in zu verlassen. 

Man kann zB schauen, in welchem Moment passiert das? Ist es eine Einzelstunde oder eine Gruppensession? 

In der Gruppe kann man das nur erahnen und man sollte versuchen, nicht die ganze Aufmerksamkeit auf die Person zu lenken. Man kann der Person signalisieren, dass man ihre Belastungen wahrgenommen hat und durch Anleitungen der Person das Gefühl geben, dass sie sicher ist. 

Man könnte also z.B. sagen: “Wenn Yoga jetzt was bei dir auslöst, dann fühle dich sicher, das ist ganz normal dass Yoga Emotionen hervorruft”.

Oder man kann sagen, dass Teilnehmer immer willkommen sind, die Stunde zu verlassen, wenn es zu unangenehm wird. 

Oder aber, man leitet der Gruppe an, sich für 5 Min. auf den Rücken zu legen und auszuruhen und dann kann man mit der Person kurz rausgehen und sprechen, während die anderen Teilnehmer es sich bequem machen.

Was ganz wichtig ist: Wir sind Yogalehrer:innen, keine Therapeut:innen. Unsere Aufgabe ist es, Beschämung zu vermeiden, Grenzen zu setzen und Sicherheit zu geben, aber nicht die Person zu heilen. 

Kann man traumasensibles Yoga auch bei psychischen Erkrankungen unterrichten?

Traumata sind oft Teil von psychischen Erkrankungen, unter anderem bei Depression, Angststörungen usw. 

Auch da wird das Nervensystem angegriffen. Also in gewisser Weise sind Traumata und psychische Erkrankungen verknüpft.

Man sollte aber zwischen spezifischen psychischen Erkrankungen unterscheiden und sich in dieser Hinsicht etwas fortbilden. 

Ich wiederhole es außerdem  noch einmal: Wir sind keine Psychotherapeut:innen sondern Yogalehrer:innen. Wir können lernen, feinsinnig anzuleiten, Grenzen auch in der Stunde zu setzen, einen sicheren Raum gestalten. 

Traumasensibles Yoga ist in vielen Bereichen anwendbar, doch man muss auch als Yogalehrer:in die eigenen Grenzen erkennen und gegebenenfalls andere Expert:innen empfehlen.

Was genau ist Bindungstrauma? 

Bindungstrauma oder auch Entwicklungstrauma ist ein Trauma, das sich voń Prä/Peri Natal bis hin zum Erwachsenwerden entwickeln kann.

Dabei geht es um die ganz frühe Erfahrung, die machst. Als kleines Baby ist man nicht überlebensfähig ohne andere Menschen, die man als Bindungs-und Regulation Partner braucht. Diese müssen einen adäquat versorgen und Sicherheit geben. Passiert das nicht, wird das Nervensystem hochgefahren und es entsteht Angst. 

Die Sicherheit in der Kindheit schafft ein Netz und baut einen gewissen Schutz (mehr oder weniger – je nach dem)  in das Alarmsystem ein.

Je weniger Sicherheit man hatte, umso schwerer wird es einem später fallen, Beziehungen aufzubauen, die Arbeit zu halten, Emotionen im Griff zu haben, Sicherheit haben im Kontakt mit Menschen, uvm.

Woran merkt man, dass man eventuell vom Bindungstrauma betroffen ist?

Wenn man quasi merkt, dass das eigene System in bestimmten Situationen automatisch reagiert und man dieses nicht regulieren kann. 

Wenn Umstände dazu führen, dass Situationen über einen einbrechen. Wenn man sich plötzlich wieder ganz klein und ungeliebt fühlt, da man als Baby/Kind nicht gesehen wurde. Wenn Partnerschaften nie halten, wenn man von sich selbst abgespalten ist und Dinge “außerhalb des Körpers” wahrnimmt. Es ist auch zum Teil so unterschiedlich.

Was bedeutet dann Heilung darauf bezogen? 

Heilung bedeutet nicht, dass das Trauma weggeht, sondern nur dass Situationen einen nicht mehr kontrollieren und komplett überwältigen

Man ist fähig in Kontexten zu sein, man kann gesund werden im Sinne von: Das Leben kann relativ normal gestaltet werden.

Aber die Narben bleiben und die machen den Menschen aus, geben ihm Tiefe und eine Verständnis für andere Menschen und das Leben allgemein. 

Traumaheilung ist ein langer Weg in einzelnen Schritten. Man muss das Trauma erkennen und verstehen, sich beobachten, nicht automatisiert  Abwertungen machen. Es ist ein ständiges  Beobachten, ein Aufbau von Ressourcen und ein Kontakt lernen zu sich selbst und anderen Menschen.

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